
Leopold II
Im Alter von 41 Jahren wurde 1865 Leopold II König von Belgien. Der dünne und hochgewachsene Mann hatte eine Vision, und zwar wollte er „Freiheit“, „Gerechtigkeit“, „Frieden“ und „Fortschritt“ in das Kongobecken bringen, eine unglückliche Region voller „Dunkelheit“. Dieses Projekt nannte er „Kreuzzug“ und dabei beschuldigte er die Araber als Schurken. Er machte sie für die Menschenverschleppung verantwortlich, obwohl die meisten Menschenverschlepper gar nicht arabischer, sondern Ostafrikanischer Herkunft stammen. Die Insel Sensibar diente als Geschäftsort, von dem aus Sklaven und Elfenbein an die arabische Halbinsel verkauft wurden und sie wiederum verkauften die gefangenen Menschen und Güter an den mittleren Osten weiter.
1865 wurde die Sklaverei in Amerika offiziell abgeschaffen aber in Portugal und Spanien nicht.
Leopold II hatte eine schlechte kindliche Vergangenheit, welche zu seiner Entwicklung wesentlich beigetragen hat. Er war der Älteste Sohn, doch er stand immer im Schatten seiner Brüder. Sein Verhältnis zu seinen Eltern war sehr labil und er bekam nicht die nötige Aufmerksamkeit ihrerseits, vor allem nicht die seines angesehenen Vaters Leopold I. Dadurch versuchte er sich in die Grösse zu flüchten, so entwickelte sich eine krankhafte Sehnsucht nach einer grossen und weiten Welt.
Nach langem Überlegen und guter Beratung sah er im Kolonialwesen die einzige Wertaufstiegsmöglichkeit. Er blickte sich auf der ganzen Welt um und hatte Afrika im Auge.
Geo Epoche (2014): Afrika 1415 - 1960.
Leopold II. Fotograf unbekannt (zwischen 1865 - 1885)
Leopold als Wohltäter
Zu dieser Zeit hatten andere europäische Grossmächte vor allem die Ränder Afrikas besetzt. Die Mitte des Kontinents war unverteilt und unkartographiert. Da niemand sich für diesen Teil Afrikas interessierte, konnte Leopold seine Ambitionen als Erforschung tarnen. Er verschleierte seine echte Absicht, also die Ausbeutung des Kongo. Der Plan, den er den anderen Grossmächten präsentierte, beinhaltete die Einrichtung von Versorgungs- Wissenschafts- und Befriedungsstationen. Er sagte er wolle den Sklavenhandel abschaffen, Frieden stiften und für eine gerechte und unparteiische Schiedsinstanz sorgen. Sein Plan wurde so gut aufgenommen, dass es sogar als grösstes humanitäres Werk der Zeit gefeiert wurde. Leopold stiftete gezielt Verwirrung indem er mehrere Organisationen gründete. Die IAA (internationale afrikanische Assoziation) sollte seine Arbeit in Afrika überwachen. Er gründete eine zweite Organisation mit dem Namen IAK ( internationale Assoziation des Kongo), die absichtlich einen ähnlichen Namen hatte. An dieser Organisation war nichts internationales, sie diente nur seinen persönlichen wirtschaftlichen und politischen Zielen. So schaute niemand genauer hin, wenn seine Pläne von der IAK, statt von der IAA genehmigt wurden. Die Öffentlichkeit misstraute ihm nicht, für sie war der König ein Philantrophop. Zu seinen Verbündeten zählten unter anderem der Journalist Henry Morton Stanley, den er später nach Afrika schickte. Der König musste schon allein von den Dimensionen des Kongoflusses fasziniert worden sein. Mit 4467 Kilometern ist der Kongo der zweitlängste Fluss Afrikas. Sein Becken misst rund 3,5 Millionen Quadratkilometer und ist somit grösser als Indien.
Die riesige Region des Kongobecken war mit seinen über 200 Ethnien und mehr als 400 verschiedenen Sprachen ein leichtes Opfer für die Eroberungslust und Trophäenjagd eines narzisstischen Monarchen.
Geo Epoche (2014): Afrika 1415 - 1960.
