
Freistaat Kongo
Ein neuer Staat für Belgien
Leopold wollte ein neues Land, welches anders als die meisten Kolonien, nicht einfach eine Ausdehnung eines alten, war. Doch dafür brauchte er eine offizielle Anerkennung. Er warb also für Unterstützung und versprach, völlige Handelsfreiheit zu gewähren und zugleich für alle Kosten aufzukommen. Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck war da eher skeptisch, arrangierte sich schliesslich doch mit dem neu geplanten Staat. Dies jedoch nur, weil es ihm lieber war, wenn ein schwaches Land wie Belgien das Land bekommt, als eine starke Kolonialmacht wie Grossbritannien. Doch den Wenigsten gefiel die Idee, dass Kongo bald Belgien gehören würde. Deshalb lud Bismarck für den November 1884 Vertreter von zwölf europäischen Staaten, Vertreter des Osmanischen Reiches sowie Vertreter der USA nach Berlin ein. Doch bei dieser Konferenz hatte Leopold zunächst wenig Erfolg mit seinen Plänen. Er versuchte also mit einzelnen Regierungen intensiv zu verhandeln, und zwar mit Erfolg. Im Frühling des Jahres 1885 gründete Leopold den „Freistaat Kongo“.
Geo Epoche (2014): Afrika 1415 - 1960.
Ein seltsamer Staat
König Leopold II war nie in seinem Kongo gewesen, das 76 mal so gross wie Belgien und wo er der absolute Herrscher war. Er hatte Untertanen, die für ihn in die Wildnis gingen. Diese organisierten vor allem den Handel mit Elfenbein. Mit Geschenken und Gewalt entwanden sie den Dörflern die Elefantenstosszähne und nahmen ihnen die Freiheit weg.
Es wurden Träger gebraucht, um die Waren zur Verschiffung in den Hafen von Matadi, am Unterlauf des Kongo, zu bringen. Also rissen Leopolds Männer Tausende von Erwachsenen und Kindern mit Gewalt aus ihren Familien. Sie mussten dann in langen Karawanen, an den Hälsen zusammengekettet, manchmal Wochen und Monate durch den Regenwald ziehen, beladen mit bis zu 30 Kilogramm schweren Lasten aus Elfenbein, Munition, Proviant etc. Wer Unwillen oder Schwäche zeigte, dem traf die chicotte, die Peitsche aus sonnengetrochneter Flusspferdhaut. 25 Hiebe genügten für eine Ohnmacht, 100 konnten tödlich sein. Leopolds Männer wurden dort zu Herren über Leben und Tod. Sie hingen Menschen kopfüber an Palmen auf, die langsam zu Tode geröstet wurden. Sie schossen zum Spass, von der Veranda aus, auf Passanten. Die Gefangenen wurden für die kleinsten Fehler mit dem Tod bestraft.
Unter ihnen war auch der Buchhalter Léon Rom, der womöglich das Vorbild für Mister Kurtz aus der Erzählung „Herz der Finsternis“ war, der ähnlich wie Rom, Menschenköpfe auf Zaunpfosten nageln liess. Denn Léon Rom machte Skizzen über die „Neger des Kongo“, auf denen mit Menschenköpfen geschmückte Blumenbeete zu sehen sind.
Geo Epoche (2014): Afrika 1415 - 1960.
Die Finanzen von Leopold
Um im Kongo die nötige Infrastruktur aufzubauen, brauchte Leopold viel Geld. Er hatte sein ganzes Erbe in die private Kolonie eingesetzt und war nach einigen Jahren pleite. Dennoch weigerte er sich, seinen Plan aufzugeben und suchte nach Investoren. Mit der Hoffnung, dass sich einige Geldgeber meldeten, gab der König Leopold II einige Werbeveranstaltungen für den Kongo.
Während dieser Phase lieh er dem belgischen Staat das benötigte Geld zinslos, da ihr König sein 25. Jubiläum feierte.
Doch das Geld floss in ein schwarzes Loch, namens Kongo. Als Leopold die Kolonie schon aufgeben wollte, kam der Zufall und rettete ihn, die Kautschukpflanze.
Geo Epoche (2014): Afrika 1415 - 1960.
Belgien (schwarz) und Kolonien: Belgien-Kongo (dunkelrot) und Ruanda-Urundi (hellrot)
